Elektroauto fahren – aber die Batterien sind nicht ökologisch? [Update 20.6.2017: Mehr Primärquellen]

Antriebsbatterien eines Batterie-Busses von SOR

Einige Medien haben es kürzlich geschrieben: Die Batterien von Elektroautos sind unökologisch und verursachen tonnenweise Treibhausgas.

Elektroauto fahren ist also sinnlos? Nein. Es ist nicht die Lösung aller Umweltprobleme, aber trotzdem viel besser als Verbrennerauto zu fahren.

Wieviel Treibhausgas entsteht?

Das lässt sich leicht selber nachschauen. Dank des Internets kann man heutzutage ja oft die ursprüngliche Information, auf der ein Zeitungsartikel beruht, einsehen. Hier ist die Primärquelle:

Es sind etwa 150 bis 200 kg pro kWh Batteriekapazität. Als Beispiel: Bei einem aktuellen Nissan LEAF mit der großen 30-kWh-Batterie also 5.250 kg.

Ökostrom in der Produktion

Der größte Teil dieser Emissionen entsteht durch den Stromverbrauch der Fabrik. Versorgt man die Fabrik mit Ökostrom, sinken die Emissionen massiv ab. Vielleicht sollte man das beim Kauf nachfragen „Sind die Batterien in diesem Auto mit Ökostrom hergestellt?“

Batterien aus der Gigafactory werden beispielsweise mit erneuerbarer Energie hergestellt werden.

Was ist mit dem Rest des Autos? Wie steht es um die Herstellung eines Verbrennerautos?

Ein Verbrenner-Auto herzustellen, Sitze, Karosserie, Motor, Scheiben, …, erzeugt so grob 8 Tonnen CO2 pro Fahrzeug, wobei diese Werte stark schwanken, je nach Fahrzeugklasse. Das ist schonmal soviel wie 2 Batterien.

Die Karosserie für ein Elektroauto herzustellen erzeugt ebenfalls Treibhausgas, wieviel genau ist nicht bekannt, aber dank des fehlenden Verbrennungsmotors auf jeden Fall weniger.

Wieviel „schlimmer“?

Als Richtwert kann man sich auf eine Studie einer Universität aus Birkenfeld berufen, die die Ökobilanz von Smarts untersucht hat. Pi mal Daumen ist ein Elektroauto 50% „schlimmer“ in der Herstellung.

Quelle: Helmers, E., Dietz, J. & Hartard, S. Int J Life Cycle Assess (2017) 22: 15. doi:10.1007/s11367-015-0934-3

Wann habe ich diese ökologische Extrabelastung „abgefahren“?

Die fünf Tonnen zusätzliche Treibhausgasbelastung muss man also durch die Nicht-Benutzung von Benzin erstmal wieder „hereinholen“. Bei typischen Treibhausgasemissionen im Verbrennerbereich von 160 Gramm pro Kilometer dauert das für den oben aufgeführten Nissan LEAF 32.812 Kilometer, also für den 12.000-km-im-Jahr-Durchschnittsfahrer etwa 2,5 Jahre.

Fazit

Da ein Elektroauto-Akku länger als 2,5 Jahre hält (Erfahrungswerte gibt’s bisher kaum, da die Akkus in den Elektroautos der letzten 10 Jahre einfach nicht kaputtgehen wollen. Der Akku in meinem Wagen ist acht Jahre alt und immer noch völlig in Ordnung. Warum kann mein Handyakku das nicht?), ist es trotzdem ökologisch sinnvoll, ein Elektroauto zu fahren.

Man sollte ein Auto mit der kleinstmöglichen Batterie auswählen, da die Emissionen direkt von der Batteriekapazität abhängen.

S-Bahn-fahren, fahrradfahren oder gehen wäre natürlich noch viel besser.

ICE fahren ist nicht unbedingt besser, da der ICE für seine hohen Geschwindigkeiten doppelt so viel Strom pro Sitzplatz wie ein heutiges Elektroauto verbraucht.

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