Kompostierbares Plastik – bringt’s nicht. Zeitungspapier reicht.

Gemüsereste – ab in die Biotonne!

„Kompostierbar“ oder „Biobeutel“ steht drauf. Der Müllbeutel (oder eine andere Plastikverpackung) kann einfach auf den Kompost oder ab 1.6.2017 in die neue Biotonne. Stimmt’s?

Theorie

Recycling-symbol für Polylactid, ein kompostierbarer Kunststoff

Ja, stimmt. Kompostierbares Plastik zerfällt irgendwann in Wasser und Kohlendioxid und ist dann aufgelöst.

Das ist unabhängig vom Ausgangsmaterial – kompostierbares Plastik kann man aus Pflanzen, aber auch aus Erdöl herstellen.

Praxis

Der Zerfall funktioniert in der deutschen Praxis nicht gut genug.

Biotonnen-Inhalt kommt in Kompostieranlagen und wird mit Wärme in vier bis acht Wochen kompostiert. So schnell zerlegen sich die Tüten aber nicht, mit dem Ergebnis, das der fertige Kompost noch-nicht-kompostierte Plastikfetzen enthält. Kompostanlagenbetreiber sammeln daher alle Plastik-Tüten vorher heraus und bringen Sie in den Restmüll. Das Bioplastik lässt sich nämlich nicht mehr vernünftig von normalem Plastik unterscheiden. Die Abfallwirstchaftsunion Oberhavel sagt es auch: Kein kompostierbares Plastik in die Biotonne.

Zeit, Wärme und Feuchtigkeit werden für die Kompostierung benötigt. Auf dem heimischen Komposthaufen fehlt es an ausreichend Wärme, deshalb kann es monate- bis jahrelang dauern bis die Zersetzung abgeschlossen ist. Und selbst wer so lange wartet hat nichts gewonnen: Das Kohlendioxid entschwindet in die Atmosphäre und das Wasser in den Boden. Keine Nährstoffe, keine Mineralien bleiben zurück, einfach nichts. Da ist die Müllverbrennungsanlage besser, da wenigstens ein kleiner Nutzen entsteht: Das Kohlendioxid landert bei Verbrennung genauso in der Atmosphäre wie bei Kompostierung, aber imerhin entsteht Wärme, die zur Beheizung in Fernwärmenetzen rund um die Anlage genutzt werden kann.

Was tun?

Wer die Biotüten für das Sammeln von kompostierbarem Abfall benutzt sollte nur dann auf Papiertüten umsteigen wenn diese sowieso vorhanden sind, gebrauchte Papiertüten aus dem Einkauf beispielsweise, denn Papiertüten sind dreimal so umweltschädlich in der Herstellung wie Plastiktüten, aber dafür wirklich kompostierbar. Meist reicht es völlig aus, den Behälter mit ein paar Lagen alter Zeitung auszulegen, die Zeitung kann gleich mitkompostiert werden.

Wenn es ohne Plastik nicht geht: In den gelben Sack oder den Restmüll.

Plastik aus Pflanzen

Durch Wärme aufgeweichter Getränkebecher aus PLA. Foto: CC-BY Ginbot86

Klimaneutral wird’s – unabhängig ob kompostierbar oder nicht – wenn das Plastik aus Pflanzen statt Erdöl hergestellt wurde. Das Kohlendioxid, welches beim Verbrennen oder Kompostieren entweicht, wurde vorher von der Pflanze aufgenommen.

Im Alltag kann man darauf achten ob es sich um PLA (Polylactid, verkettete Milchsäure) handelt: PLA ist meist aus Kartoffeln oder Mais hergestellt. Erkennen kann man das am Symbol, und an der fehlenden Hitzebeständigkeit: Über 50 Grad wird es weich.

Alternativ gibt es auch zellulosebasierten Kunststoff (Zelluloseacetat, „Kunstseide“) aus Baumwolle oder Holz und Essig, Kurzzeichen „CTA“. Diesen findet man überwiegend in Kleidung, Zigarettenfiltern und gelegentlich in Lebensmittelverpackungen oder Kugelschreibern.

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