In der vergangenen Oktoberwoche drehte sich vieles um Plastikabfall. Am 22. Oktober haben Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien erstmals verlauten lassen, dass Menschen nachweislich Mikorplastik über die Nahrung aufnehmen. Am 24. Oktober, hat das EU-Parlament ein Verbot von Einwegprodukten aus Plastik, wie z.B. Trinkhalmen, Einweggeschirr oder Wattestäbchen, erlassen, welches die Verschmutzung der Weltmeere durch Kunststoffmüll eindämmen soll. Und bereits am 18. Oktober hat die erste kommerzielle Großaktion zur Säuberung des „Pazifischen Müllstrudels“, eines Areals im Pazifik dreimal so groß wie Frankreich, an dem sich herumtreibende Abfälle aufgrund der Meeresströmung sammeln, seine Arbeit aufgenommen.
Wie sie selbst (nahezu) plastikfrei durch den Alltag kommen und so zum Umweltschutz beitragen können, erfahren Sie hier, mit diesen 7 Tipps!
7 Tipps zur Plastikvermeidung
1. To-Go-Becher statt Einwegbecher
Laut Statistik des Deutsches Kaffeeverbandes wird jede vierte Tasse Kaffee außer Haus getrunken! Viel des braunen Koffeinzaubers geht dabei in Einwegbechern über die Theke. Zusammengerechnet sind das 2,8 Milliarden Becher jedes Jahr allein in Deutschland. Vereinfacht ausgedrückt entsorgen wir also jede Sekunde fast 90 Kaffeebecher (Quelle: Deutsche Umwelthilfe).
Das muss nicht sein. Den eigenen ausspülbaren Becher für unterwegs gibt es aus recycelten Kunststoffen, Metall oder sogar Bambus. Zu Kaufen gibt es sie online, in Hauswarenläden oder direkt im Café. Einige Cafébesitzer testen sogar bereits Leih- und Pfandsysteme für To-Go-Becher.
Das Wuppertal Institut weist übrigens darauf hin, dass Mehrwegbecher erst ökologischer als Einwegbecher sind, wenn sie für mindestens 2 Monate an den Werktagen genutzt wurden.
2. Mit der Glasflasche am Wasserhahn
Polyethylen-Terephthalat. Oder kurz: PET. Aus diesem Kunststoff werden über ein Drittel aller Getränkeverpackungen weltweit hergestellt (nach Volument, Stand: 2010, Quelle: Canadean Ltd.). Daher ist es nicht unerheblich, dass Anfang 2018 Münsteraner Forscher nachweisen konnten, dass durchschnittlich 120 Partikel Polyprophylen und PET in Größen von 5 bis 20 Mikrometern pro Liter Wasser (egal ob still oder kohlensäurehaltig) in diesen Flaschen gelöst waren. Welchen Schaden dieser Plastik-„Feinstaub“ im menschlichen Körper anrichtet, lässt sich derzeit noch nicht beurteilen.
Auch wenn PET-Flaschen als Mehrwegflaschen bis zu 25 mal in den Umlauf gebracht werden können bevor der Kunststoff wieder eingeschmolzen wird, gibt es eine umweltfreundlichere Alternative: Die Glasflasche. Und damit können Sie hierzulande Wasser direkt aus der Leitung abfüllen** ohne die negativen Nebeneffekte der „Abfüllindustrie“ zu fördern.
**Zumindest bestätigt Ihnen ihr regionaler Wasserversorger den Ursprung und die Qualität ihres Wassers. Diese werden gemäß Trinkwasserverordnung von den Gesundheitsämtern auf Bundeslandebene zu regelmäßigen Kontrollen angehalten. Mehr dazu, hier.
3. Verpackungsmüll vermeiden - auf dem Wochenmarkt
Zugegeben, fast jedes Lebensmittel scheint in Plastik gehüllt, verschweißt oder getütet zu werden. Deshalb, kaufen Sie dort ein, wo es von vornherein wenig oder gar kein Verpackungsmüll gibt. Nutzen Sie den Wochenmarkt für den Großteil ihres Einkaufs. Damit unterstützen Sie außerdem meistens ihre lokalen Bauern und verbinden wieder ein Gesicht mit ihren gekauften Produkten. Oder shoppen Sie gleich in Läden, die ganz ohne Verpackungsmüll auskommen.
4. Tragen und Lagern - Mit Stoffbeutel, Bügelglas und Milchkanne
Führen Sie ihr eigenes Trage- und Spendersystem. Nehmen Sie stets einen Stoffbeutel mit, wenn Sie außer Haus gehen. Der Beutel aus recycelten Material oder ein Rucksack tun es natürlich auch. Die allseits in Läden angebotene Plastiktüte, findet viel zu oft den Weg in Kanalisationen, ins Meer und wird von Fischen als Futter verwechselt. In der Tat landen Tüten und andere Kunststoffe heute so oft im Meer, dass nach aktuellen Schätzungen der Ellen MacArthur Foundation im Jahr 2050 mehr Plastik als Fische in den Meeren schwimmen könnte!
Und für Grundnahrungsmittel wie Mehl, Butter und Milch finden Bügelgläser, Tupperware und Milchkanne wieder Verwendung. Einige Bioläden und sogar Supermarktketten bieten heute schon Ab- und Nachfüllstationen für Milch oder Reinigungsmittel an.
5. Weniger Quantität
Die Vielseitigkeit von Plastik, ihre Formbarkeit, Härte sowie Temperatur- und Wärmeformbestätigkeit machen diesen Stoff zu einem beliebten Bestandteil von Konsumgütern. Somit ist ein logischer Schritt zur Vermeidung von Plastik weniger zu konsumieren.
Brauchen wir wirklich ein (zweites) Auto oder sind wir mobil genug mit den Öffentlichen? Und ein Paar Schuh für jeden Monat des Jahres?
Bei diesen „Problemen“ geht es gleichermaßen um Suffizienz und Minimalismus, zwei Konzepten, die sich mit der Frage beschäftigen: „Was und wieviel benötige ich wirklich zum Leben (oder um glücklich zu sein)?“. Fragen Sie sich dies vor jeder Kaufentscheidung. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel.
6. Mehr Qualität
Eine neue Druckerpatrone muss her, obwohl die Alte noch halb voll ist? Die Leggings reißt auf nach nur einer Saison? Der PC wird unbrauchbar, weil die Software nicht mehr aktualisiert wird?
Hier wird ein weiteres Merkmal vieler Plastikgüter deutlich – und somit von unserer Konsumgesellschaft – nämlich die geplante Obsoleszenz von Produkten. Darunter versteht man eine Marketingstrategie, die schnellen Profit fördert, indem Produkte schnell veralten, nicht zu reparieren sind oder aus minderwertigen Materialien gefertigt werden. Daher empfiehlt es sich vor dem (notwendigen) Kauf eines Produkts auf seine Langlebigkeit zu achten. Kriterien hierfür sind:
- Das Produkt lässt sich leicht öffnen und zerlegen
- Ersatzteile sind über einen gewissen Zeitraum erhältlich
- Wenn Produkte Akkus beinhalten, dann nur solche, die auch austauschbar sind.
- Ein Update auf neue Technologien bei elektronischen Geräten ist möglich.
- Das Produkt enthält nachweislich Inhaltsstoffe, die nach Benutzung in einen biologischen oder technologischen Kreislauf zurückgeführt werden können, z.B. mit cradle2cradle Zertifikat.
7. Teilen und leihen statt Besitzen
Viele Produkte des Alltags werden gar nicht alltäglich benutzt, sind aber dennoch in jedem Haus und jeder Wohnung zu finden. Rasenmäher oder Bohrmaschine können genauso gut in Baumärkten gemietet oder gemeinschaftlich von Nachbarn angeschafft und genutzt werden. In Repaircafés in ihrer Nähe hilft Ihnen sogar noch ein erfahrener Hobbywerkler wie sie das alte (aber qualitativ hochwertige) Radio wieder zum funken kriegen.
Auf Kleidertauschpartys in ihrer Nähe (z.B. über Facebookgruppen oder über den gemeinnützigen Verein vor Ort) bringen Sie eigene getragene Kleidung mit und suchen sich ihr neues Outfit zusammen. Und wenn Kinder schneller aus ihren Sachen rauswachsen, als sie sie nachkaufen können, bieten sich Leihdienste und die Zweite-Hand-Läden in ihrer Nähe an.
Mit der Nutzung von Carsharingdiensten und öffentlichen Verkehrsmitteln reduzieren den mobilisierten Individualverkehr und machen sich frei von Sorgen, was Versicherung und Wartung betrifft.